Tränen der Freude beim Jubiläum

Odenwälder Shanty Chor bereitet der Lebenshilfe einen unvergesslichen Abend

(zg) Stadthalle Weinheim, Samstagabend, kurz vor elf – der Odenwälder Shanty Chor steht auf der Bühne – aber nicht alleine. Die Aufführung des Kultensembles zum 60jährigen Jubiläum der Lebenshilfe Weinheim ist bei der stürmisch geforderten Zugabe angelangt. Und zu dieser hat der OSC all jene aufgefordert, die seit drei Stunden in den ersten Reihen sitzen: Die Mädchen, Jungen, Männer, Frauen, denen die so wichtige Hilfe der Lebenshilfe seit vielen Jahren zuteil wird. Und viele, mehr als erwartet, nehmen das Angebot wahr. Die nächsten Minuten werden zu einem ganz besonderen Erlebnis; strahlende, glückliche Gesichter bei den Bühnengästen, manche bleiben stumm und schauen staunend in Scheinwerfer und Zuschauer, andere singen lauthals mit: „Dafür ist das Leben da!“. Im Publikum fließen Tränen der Rührung.

Seit 1963 begleitet und unterstützt der gemeinnützige Verein „Lebenshilfe Weinheim“ Menschen mit Beeinträchtigungen jeden Alters und bietet ein umfangreiches Angebot vom Fahrdienst über unsere Offenen Hilfen bis hin zur Inklusionsassistenz an. Eine Veranstaltung dieser Größenordnung hat die „Lehi“ noch nie auf die Beine gestellt. Aber zum 60jährigen sollte es einen ganz besonderen Abend geben – und mit der Idee, den Odenwälder Shanty Chor zu engagieren, wurde offenbar die richtige Entscheidung getroffen. Rund 500 Gratulanten füllten das Parkett der Weinheimer Stadthalle bis in die letzte Reihe, darunter viele Vertreterinnen und Vertreter der Stadtratsfraktionen, anderer Weinheimer Vereine und von Lebenshilfe-Vereinen anderer Gemeinden. Schon im Foyer war die Stimmung prächtig: Für das leibliche Wohl sorgte die Woinemer Hausbrauerei und die Damen des Lebenshilfe AktivClubs unterstützten die Veranstaltung durch ihren liebevoll gestalteten Verkaufsstand nicht nur im Hintergrund.

Die offiziellen Begrüßungsworte fallen kurz und prägnant aus: Vorstandsvorsitzender Oliver Kümmerle begrüßte die offiziellen Ehrengäste, OB Manuel Just stellte die Bedeutung des langjährigen Engagements des Vereins für die Stadtgesellschaft in den Vordergrund. Mitorganisatorin Mareike Merseburger schließlich bedankte sich für die tolle Zusammenarbeit mit der Geschäftsstelle bei der Planung des Abends und begrüßte die besonderen Ehrengäste in den ersten Reihen, die betreuten Mitglieder mit Handicap: „Ihr seid das Gesicht der Lebenshilfe!“

Auch danach geht alles ganz schnell: Prof. Dr. Alfons Netwohr betritt die Bühne, neben dem Odenwälder Seefahrer Schann Scheid der wohl wichtigste Protagonist der maritimen Kultur des Odenwalds. Als „alter ego“ von Autor und Geschichtenerzähler Manfred Maser führt er die Gäste des Abends ein in die wunderbare Welt der „spekulativen Heimatgeschichte“ – und wird vom ersten Satz an bejubelt. Genauso wie der Chor, dem nicht eine Sekunde anzumerken ist, dass er sich an diesem Abend mit mehreren krankheitsbedingten Ausfällen arrangieren muss – sogar Matz Scheid, Mitbegründer, langjähriger Chorleiter und Ehrenvorsitzender der Truppe, hatte auf Anfrage spontan ausgeholfen und feierte seine Premiere als „einfacher Sänger“.

In den nächsten Stunden schwappte die enthusiastische Begeisterung für die Geschichten und Lieder des Chores von den „Ehrengästen“ in den ersten Reihen auf die Bühne und von dort zurück bis in die letzte Reihe des Saales. „Alte Freunde kann man sich nicht aussuchen“ heißt das aktuelle Programm des Chores, der ja selbst schon sein 30jähriges Jubiläum feiern konnte – an diesem Abend kamen viele neue Freunde dazu. Nach der anfangs beschriebenen Zugabe winkte Manfred Maser den Chor von der Bühne, die sonst obligatorische Vorstellung der Sängerinnen und Sänger entfiel. Danach euphorische Stimmung hinter der Bühne: „Das war nicht mehr zu toppen. Mit diesen Bildern vor Augen sollen alle, die dabei waren, nach Hause gehen.“

Da war man sich einig, beim Chor, beim Publikum, bei der Lebenshilfe: „Ein mehr als würdiger Abschluss für unser Jubiläumsjahr“.

Skip to content